636-Blitz für Sonar SX-70

Stephan Wagner hat den Blitz aus einer Polaroid 636 ausgebaut und daraus einen Aufsteck-Blitz für seine Sonar-AF SX-70 gemacht:

English version here.

Der Blitz steckt auf dem Blitzsockel, und kann abgenommen werden. An der Kamera muss weiter nichts verändert werden.

Die Funktion:

Folgende Bauteile werden benötigt:

Aufbau

Am besten probiert man die 636 nach dem Kauf mit einem leeren 600er Film aus. Nur der Blitz muß funktionieren, der Rest ist egal.
Nach erfolgreichem Funktionstest kann man das Gerät zerlegen:
  1. Den Film entfernen.
  2. Den Blitz um 45° hochklappen, jezt lassen sich die Schaniere an der Kamera herausnehmen.
  3. Das Flachbandkabel einfach mit einer Schere abschneiden.
  4. Das Blitzgehäuse lässt sich von unten her öffen. Neben den Schanierarmen sind zwei Langlöcher, mit einem Schraubenzieher die Nasen entriegeln, den Deckel vorsichtig anheben.
  5. Den Hochspannungskondensator (der große dicke) mit dem 10k Ohm Widerstand 0,5W für ca 10 sek., zum Entladen, überbrücken. Nicht mit den Fingern festhalten! Achtung Hochspannung! Der Widerstand wird heiß!
  6. Platine ausbauen, dazu muss man den Blitz nach oben herausziehen.
  7. Den Hochspannungskondensator, TH1, Q9 und den Stecker für das Flachbandkabel auslöten. Q9 wird noch gebraucht der Rest kann weg.
  8. Die Ecke für den Schalter aussägen, und die Leiterbahn unterbrechen (Bild liefere ich noch nach)
  9. Den 100µF Kondensator auf die Position des alten Hochspannungskondensators einlöten, auf Polung achten! Die Drähte auf der Platinenunterseite möglichst kurz halten. Parallel dazu den 33µF Kondensator löten, siehe Bilder. Anmerkung: Das ergibt eine gesamt Kapazität von 133µF und passt gut ins Gehäuse. Anstelle des 33µF kann man auch 47µF einlöten. Allerdings finde ich, die Bilder sind dann knapp überbelichtet. Auserdem wird's mit dem 47µF etwas eng.
  10. Jezt wird das Unterteil des Blitzgehäuses bearbeitet. Ein Langloch für den Schalter ist zu feilen und der Schlitz für den Blitzsockel ist mit der Laubsäge auszusägen (siehe Bilder). Der Blitzsockel wird mit Zweikomponenten-Kleber so eingeklebt, dass er auf der Innenseite knapp 1 mm rausschaut.
  11. Nun geht es wieder ans Löten: (mit Pin ist hier der Folienstecker gemeint)
  12. Zwischen Pin 3 und Emitter von Q10 den Widerstand 10k Ohm 0,25 Watt einlöten. Emitter Q10 ist "( 3 )"
  13. Zwischen Pin 3 und R1 auf der Seite über Pin 3 den 270pF-Kondensator einlöten.
  14. Den Collektor von Q6 auslöten und hochbiegen. Eine Diode 1N 4148 mit der Anode in das freigewordene Loch in der Platine stecken. Die Anode mit der Platine verlöten, und den Collektor an die Kathode der Diode löten. Den Widerstand 4,7k Ohm an die Verbindung zwischen Kathode und Collektor anlöten.
  15. In Pin 1 die zweite Diode 1N 4148, mit der Kathode Richtung Platine, anlöten. Dabei aber zwischen Platine und Diode soviel Platz lassen, dass man hier noch den Kollektor von unserem ausgebauten Q9 anlöten kann. Die Anode von der Diode ist "( 2' )"
  16. Nachdem der Collektor an die Kathode der Diode angelötet ist, kommt die Basis von Q9 an das andere Ende von dem 4,7k Ohm Widerstand.
  17. Der Emitter ist "( 8' )" (Ich habe anstelle von Q9 einen BC 556 benutzt, weil ich mir zum diesem Zeitpunkt noch nicht sicher war, ob der Q9 an der Originalstelle benötigt wird.)
    Was Q9 angeht, auf meinen Bildern ist der BC556 zu sehen. Bei Q9 2N3906 ist der Collector und Emitter gegen über dem BC556 vertauscht, und muß deswegen mit der runden Seite nach außen eingebaut werden. Die Anschlussbelegung, von unten gesehen, habe ich auf meiner Zeichnung dargestellt.
  18. Nach dem Anlöten der Kabelverbindungen zum Blitzsockel sollte man unbedingt 3-4 Lagen Isolierband über die Lötstellen am Blitzsockel kleben, damit die Blitzsockelkontakte nicht die Blitzgeräteplatine von unten berühren können. Denn genau in der Mitte des Blitzgerätes, wo ich den Sockel plaziert habe, liegen die 330Volt an. Wenn die auf den Blitzsockel kämen, ist die Kamera zerstört!!
    Nach dem Abkleben der Blitzkontakte kann man die Platine wieder ins Gehäuse einsetzen. Den Schalter sowie den 33µF Kondensator befestigt man mit Heiß-Kleber. Nun kann man den Deckel wieder aufsetzen und fertig ist der Blitz.
  19. An Pin 2 den Widerstand 10 Ohm einlöten. Die andere Seite des Widerstandes ist "( 6 )" Pin 6/5 ist "( 8+7 )" Pin 7 ist "( 1' )"
  20. Die zwei durchtrennten Leiterbahnen, wo der Original-Schalter war, werden wie folgt mit dem neuen Schalter verbunden:
    Die äuserste Leiterbahn kommt in die Mitte des Umschalters.
    Die nächste Leiterbahn kommt an eine Außenseite des Schalters. Die andere Seite ist ( 7' )"
Nun sind die Kabelverbindungen zwischen den in Klammern angegeben Zahlen und dem Blitzsockel herzustellen.
Ich benutze hier allerdings die Bezeichnungen von der Polatronic1 Platine.(Diese sind anders herum nummeriert als bei George's Blitzadaptern!)

Die Bedeutungen der Zahlen in den Klammern:
1- Blitzlampe 5 NC
2- Blitzlampe 4 NC
3- Versorgungsspannung übers Blitzsteuer IC (+6V)
4- Blitzlampe 3 NC
5- Blitzlampe 2 NC
6- Blitzlampe 1 Blitz-Auslöser
7- Wenn auf Masse, dann ist Blitzlicht vorhanden
8- Masse
Die Zahlen mit Hochkomma ( ' ) liegen gegenüber den entsprechenden Kontakten.
1'- Auslöser leicht gedrückt, dann Versorgungsspannung
2'- Auslöser ganz gedrückt, dann auch Versorgungsspannung
7'- Versorgungsspannung, sobald die Kamera nicht gefaltet ist
8'- Versorgungsspannung, wenn AF eingeschaltet und nicht auf "unendlich" steht.

Hier die Pins des Flachbandsteckers:
1- Es wird nicht aufgeladen, wenn Versorgungsspannung ansteht
2- Wenn Blitz bereit ist, dann steht hier Versorgungsspannung an
3- Der Blitz wird ausgelöst, wenn an Masse gelegt
4- Der Blitz wird beendet (Die Kamera hat ein "Computer"-Blitzgerät. Wenn genügend Licht vom Objekt zurück gekommen ist, wird mit diesem Eingang der Blitz abgeschaltet, indem über TH1 der Hochspannungskondensator entladen wird.). Er muß auch auf Masse gelegt werden. Ich habe kurz mit dem Gedanken gespielt, die Lichtmenge hiermit zu regeln. Aber 133µF als Hochspannungskondensator ist auch gut. Die Schaltung ist eh schon kompliziert.
5/6- Masse 7- Versorgungsspannung für die Blitzsteuerelektronik (Pin 4+3)

Wieso hast Du den Hochspannungskondensator des Blitzes ausgetauscht ?

Ich habe bei meiner SX-70 den Integrator-Kondensator (für die Belichtungssteuerung) von 1100pF in 270pF für den 600er Umbau getauscht. Das hat aber bei Blitzaufnahmen keinen Einfluss.
Wenn man mit dem 600er Film nur blitzen will, muss man an der Kamera gar nichts verändern.
Allerdings muss dann bei Tageslichtaufnahmen ein 2 Blenden Graufilter vor das Objektiv, da 600er Film 4x empfindlicher ist als SX-70 Film.

In der 636 Kamera wird die Blitzzeit (Lichtmenge) von der Elektronik der Kamera gesteuert (Pin 4), nicht vom Blitz.
Die SX-70 Kamera benötigt aber eine feste Blitzlichtmenge, wie bei den Flashbars. Der original Blitz ondensator hat eine Kapazität von 406µF. Das erste Bild, was ich damit mit 600er Film gemacht habe war total überbelichtet. Ich habe mich dann versuchsweise dem optimalen Wert genähert. Man könnte auch versuchen, die Hochspannung von 330V abzusenken, aber es gibt keine Einstellmöglichkeit, man müsste eine Z-Diode austauschen. Die Spannung, die benötigt würde läge bei ca 110V, ob da die Blitzröhre noch zündet? Müsste man mal testen.
Mit dem original Kondensator könnte man fast einen SX-70 Film belichten, wenn man die Belichtungseinstellung ein bisschen heller stellt. Ob die Batterie das für 10 Bilder schafft, weiß ich allerdings nicht.

Schaltplan


Die roten Bauteile sind die neu hinzu gekommenen. Bei den Bauteilen des Blitzes hab ich nur den wichtigen Teil gezeichent.

Skitze von dem kompletten 636 Blitz Schaltplan

Technische Beschreibung:

1. Original Funktion der Kamera 636:

Klappt man den Blitz auf, wird dieser automatisch aufgeladen. Dafür ist der Schalter auf dem Stück Platine verantwortlich, das wir wegsägen.
Wenn der Blitz voll geladen ist, leuchtet die LED, und an Pin 2 liegt Versorgungsspannung an. Die Kamera ist betriebsbereit.
Drückt man jetzt leicht den Auslöser wird Pin 7, und somit die Blitzsteuerung, mit Spannung versorgt.
Drückt man den Auslöser durch, öffnet sich der Verschluss, und der Blitz wird über Pin 3 ausgelöst.
Wenn genügend Licht vom Sensor der Kamera aufgenommen wurde, dann wird die Blitzröhre über Pin 4 abgeschaltet.
Der Verschluss schließt sich. Über Pin 1 wird das Aufladen des Blitzes solange verhindert, bis das Bild ausgeworfen wird.

2. Funktion an der SX-70 Sonar nach dem Umbau:

Nach dem Einschalten des Blitzes lädt sich dieser auf. Ist er voll geladen, schaltet Q10 den 10 Ohm Widerstand von ( 3 ) nach ( 6 ). Das simuliert eine Blitzlampe und gibt den Auslöser frei. (Diesen Widerstandswert habe ich durch Probieren herausgefunden. Ich wollt ihn so groß wie möglich wählen, um Q10 zu schonen, da ich keine technischen Daten von dem Transistor finden konnte.
In dem Blitzadapter von George sind es 3,9 Ohm. Sollte es Probleme mit dem Auslösen geben, kann man versuchsweise einen kleineren Wert probieren.)
Drückt man nun den Auslöser leicht wird über ( 1' ) Pin 7 mit Spannung versorgt. Ohne den 10k Ohm Widerstand würde über den 270pF Kondensator der Blitz ausgelöst. Die Blitzsteuerung hat jezt Versorgungsspanung.
Drückt man nun den Auslöser durch, wird zum Zeitpunkt des Blitzens ( 6 ) kurz auf Masse gezogen. Über den 10 Ohm Widerstand und Q10 fließt Strom. Der Spannungsabfall über den Transistor Q10 gelangt über den 270pF Kondensator auf den sehr empfindlichen Blitzauslöseeingang Pin 3. Der Blitz wird ausgelöst, und leuchtet so lange bis der 133µF Kondensator entleert ist
. Pin 4 ist ohne Funktion.
Mit Q6, Q9 und dem 4,7k Ohm Widerstand wird Pin 1 (Aufladeunterdrückung) solange auf Versorgungsspannung gehalten, bis der Autofocus wieder auf Unendlich steht bzw. der Auslöser nicht mehr voll durchgedrückt ist. Die zwei 1N4148 Dioden dienen zur Entkopplung. Q6, Q10 und einige andere Transistoren in dem Blitzgerät haben integrierte Basisvorwiderstände.

Sollte man eigentlich noch erwähnen, dass ich keine Haftung für irgendwelche Schäden übernehme?

Bilder





Unterseite der Platine. Die Leiterbahn ist bei dem "=" durchzutrennen. Das "+" auf dem Bild entspricht dem "+" auf dem Schaltplan.







Ein Foto Stephan's Tochter Sara, aufgenommen mit der Kamera und dem Aufsteckblitz.